Spitalkirche

Baugeschichte und Baubeschreibung

Spitalkirche außen

Das Hospital zum Hl. Geist wurde zu Beginn des 13. Jahrhunderts gegründet und ursprünglich von Brüdern des Ordens vom Heiligen Geist geleitet. Der älteste noch erhaltene Bauteil des Klosters ist der leicht eingezogene gotische Chor an der Ostseite der Kirche; das einschiffige Langschiff und der Turm sind jüngeren Datums. Der Chor umfasst ein Drittel der ganzen Kirche; dies lässt sich wohl daraus erklären, dass in ihm einst fünf Altäre standen. Mit dem Bau einer Kirche wurde vermutlich bald nach der Gründung des Spitals begonnen; ein genaues Datum ist nicht bekannt. Der heutige Bau war aber mit Sicherheit nicht die erste Spitalkirche, auch in Teilen nicht. Im Ganzen macht sie äußerlich einen bescheidenen Eindruck. Sowohl Spitalgebäude wie Kirche erfuhren im Laufe der Jahrhunderte mehrfache Veränderungen.

Ausstattung

Der Altar von 1587

Er ist nach Aufbau und Bildgestaltung die Weiterentwicklung des frühesten evangelisch-lutherischen Altartyps und wurde eigens für die Spitalkirche geschaffen. In der evangelischen Kirche wurde die Verehrung von Heiligenbildern abgelehnt, bildliche Darstellungen hatten eine belehrende Aufgabe zu erfüllen. Der ehemalige sogenannte Kleine Altar aus der St.-Georgs-Kirche, dessen Tafeln sich im Stadtmuseum befinden, zeigt den gleichen Charakter. Im dreiteiligen Altaraufsatz mit Halbsäulen in der Spitalkirche sind auf der Vorderseite die Geburt Christi, das Abendmahl und die Kreuzigung dargestellt, darüber in der Mitte die Auferstehung Christi. Der Maler der ihrem Charakter nach volkstümlichen Altarbilder ist Hieronymus Wehinger. Er wurde um 1550 in Dinkelsbühl geboren, lebte seit 1572 als Bürger in Nördlingen und starb dort 1613. Bei einem Vergleich dieser Weihnachtsdarstellung mit dem Weihnachtsbild Friedrich Herlins vom ehemaligen Hochaltar in der Georgskirche (1462; heute im Stadtmuseum) zeigt sich der Wandel der Frömmigkeit; Maria ist von der anmutigen Himmelskönigin zur Bürgersfrau geworden, die mit beiden Füßen im Leben steht.

Den Bildern sind sinndeutende Zitate aus der Bibel als Inschriften zugeordnet. Aus der Funktion des Altars erklärt sich, warum die Texte relativ klein geschrieben sein konnten. Die Teilnehmer am Abendmahl traten nahe heran. So war es möglich, auch kleine Schriftzeichen zu lesen.

Der gekreuzigte Christus

Altar Kreuz

Über dem Altar erhebt sich das schlichte Holzkreuz aus der Zeit um 1450 mit der spätgotischen Figur des gekreuzigten Christus. Der Meister dieses Kunstwerkes ist unbekannt. Die Gesichtszüge des duldenden Heilands sind fein herausgearbeitet. Ursprünglich hing das Kreuz wahrscheinlich unterhalb des Chorbogens. Der Gekreuzigte war der Gemeinde zugewendet und lud zur Zwiesprache ein. In der rechten Hälfte des Brustkorbs ist eine verschlossene rechteckige Öffnung zu erkennen, in der wohl einst eine Reliquie verborgen war, vielleicht ein "Splitter vom Kreuz auf Golgatha".

Wandmalerei

Im Jahre 1939 wurden an der Südostwand des Kirchenschiffes sowie an der nördlichen Stirnwand Fresken aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts aufgedeckt. Sie sind leider schlecht erhalten; man erkennt den heiligen Christopherus und Szenen aus der Passion. Die Zuordnung zu einem bekannten Maler der frühen Nördlinger Schule ist nicht möglich.

Obiger Text wurde aus folgendem Buch entnommen: Albert Schlagbauer, Nördlingen in seinen Kirchen und Kapellen, Nördlingen 1999, S. 31-33.

Die Kirchengemeinde Nördlingen dankt dem Heimatverlag Steinmeier für die Erlaubnis diesen Text auf dieser Webpräsenz veröffentlichen zu dürfen.

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